Fachgerechter Obstbaumschnitt:
Bei Obstgehölzen gilt: Wer viel Obst ernten will, muss seine Obstbäume regelmäßig schneiden. Hierbei gilt es jedoch einiges zu beachten. Man unterscheidet zum Beispiel zwischen verschiedenen Schnittvarianten. Es gilt außerdem zu unterscheiden, ob es sich bei dem zu schneidenden Obstgehölz um Kern- oder Steinobst handelt. Im Folgenden sollen die unterschiedlichen Schnittvarianten für verschiedene Obstsorten genauer beleuchtet werden.
Allgemeines:
Der Obstbaumschnitt unterscheidet sich deutlich von dem der Ziergehölze. Zwar freut man sich im Frühling ebenso über die Blüterpracht verschiedender Obstgehölze, im Vordergrund steht meist jedoch die Ernte aromatischer Früchte.
Grundsätzlich gilt: Wenn ein Trieb nur zurückgeschnitten wird, so regt man damit die Bildung mehrerer neuer Triebe an - die Pflanze wird also dichter und es kann ein erneuter Korrekturschnitt im nächsten Jahr erforderlich sein. Entfernt man den Zweig hingegen an der Ansatzstelle oder hinter einem schon vorhandenen Seitentrieb, verteilt sich die Wuchskraft auf die verbliebenen Äste und Zweige.
Schwachwüchsige Obstbäume sind einfacher zu schneiden:
Wie viel abgeschnitten werden sollte, hängt von der Obstart, dem Alter und der Unterlage ab. Bei dieser handelt es sich meist um einen robusten Wildling der das Wurzelsystem des Baumes bildet. Auf ihn werden sogenannte Edelsorten veredelt. Hoch- oder Halbstämme auf wuchskräftigen Unterlagen bilden eine Breite Krone und können sehr alt werden, jedoch ist der Schnittaufwand recht hoch.
Bei Sorten, die auf schwach wachsenden Unterlagen veredelt wurden, ist zu beobachten, dass diese kleiner bleiben und weniger langlebig sind, jedoch schon ab dem dritten Standjahr Früchte tragen. Sie werden meist drei bis fünf Meter hoch und oftmals als sogenannte schlanke Spindel erzogen.
Birnen hingegen haben selbst auf schwach wachsenden Quitten einen starken Wuchs mit vielen neuen Trieben. Man entfernt hierbei überflüssige Seitentriebe im Juni, um die Wuchsfreude durch einen Winterschnitt nicht noch zu verstärken. Alle übrigen Korrekturen können bis Mitte September durchgeführt werden.
Bei Süßkirchen und Pflaumen lässt sich das Wachstum ebenfalls durch einen Schnitt nach der Ernte reduzieren. Ein Erhaltungsschnitt ist hier meist nur alle zwei bis vier Jahre notwendig. Sauerkirch-, Pfirsich-, und Aprikosenbäume sollten nach abgeschlossener Erziehungsphase jährlich ausgelichtet werden.
Die verschiedenen Schnittmethoden:
Bei den Schnittmethoden unterscheidet man je nach Lebensalter und Entwicklungsphase der Obstbäume. Ziel sollte stets ein harmonisches Verhältnis zwischen Wachstum, Blütenbildung und Fruchtansatz über die gesamte Lebensdauer hinweg sein. Die sogenannte Erziehungsphase dauert bei schwach wachsenden Gehölzen in der Regel drei Jahre, bei Halb- und Hochstämmen bis zu sieben Jahren. Danach folgt der Erhaltungsschnitt. Ein Verjüngungsschnitt ist dann erforderlich, wenn die Bäume in Ertrag und Fruchtqualität nachlassen oder an Vitalität verlieren.
Pflanzschnitt:
Nach dem Pflanzen erfolgt der Pflanzschnitt grundsätzlich im Frühjahr. Hierbei werden alle Leittriebe eingekürzt. Kräftige triebe werden um ein Drittel, schwache bis zur Hälfte gekürzt. Alle nicht benötigten Triebe unter der künftigen Krone an der Zweigbasis werden ebenfalls entfernt. (Siehe Bild 1)
Erziehungsschnitt:
Der Erziehungsschnitt fördert die Bildung stabilter Tragäste und fruchtbarer Seitentriebe. Hierbei werden alle nach innen wachsenden Steiltriebe erntfernt. Außerdem werden die Enden der drei bis vier Hauptäste erneut eingekürzt, sodass eine pyramidenförmige Krone entsteht. Auch der senkrechte Leittrieb (Stammverlängerung) wird im Sinne der Bildung weiterer Seitentriebe eingekürzt. (Siehe Bild 2)
Erhaltungsschnitt:
Sobald der Obstbaum regelmäßig Früchte trägt, sorgt der Erhaltungsschnitt für ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Fruchtbildung und Wachstum. Hierbei sollten alle senktrechten Wasserschosse und Konkurrenzzweige am Mitteltrieb entfernt werden. Es werden außerdem ätere, stark verzweigte Astpartien entfernt, die nur noch wenige oder kleine Früchte bilden. Diese sogenannte Fruchtholzverjüngung reduziert zwar verrübergehend den Ertrag, sorgt aber langfristig für die Bildung größerer, qualitativ besserer Früchte.
Verjüngungsschnitt:
Bei Obstbäumen, die jahrelang nicht geschnitten wurden, kann ein Verjüjungsschnitt durchgeführt werden, um diese wieder in Form zu bringen. Dazu lichtet man die Krone im Frühjahr großzügig aus und entfernt überhängende, alte Fruchtäste. In der Folge bildet der Baum im Laufe der Saison viele Wasserschosse, die laufend entfernt werden sollten. Im Folgejahr kann man in der Regel wieder zum Erhaltungsschnitt zurückkehren.
Unterschiede bei Kern- und Steinobst:
Bei Kernobst kann das Wachstum durch einen Schnitt im Sommer reduziert werden. Dabei werden alle Langtriebe, die das Kroneninnere unnötig beschatten entfernt. Um je nach Sorte kräftigen Neuaustrieb zu verhindern, sollte etwa ein Drittel dieser Zweige stehen gelassen werden. Es sollten außerdem die bis zu 20 cm langen Kurztriebe und die zwei bis fünf Zentimeter langen Fruchtspieße stehen gelassen werden, da der Obstbaum an diesen die stärkste Fruchtbildung aufweist. Im Winter wird lediglich zu dicht stehendes oder nach unten hängendes Fruchtholz entfernt.
Steinobst hingegen hat in der Regel eine Rundkrone als Ziel. Nach der Erziehungsphase genügt ein jährliches Auslichten der Krone. Altere Bäume können behutsam im Umfang verkleinert werden. Größere Eingriffe bei Mirabellen und Renekloden sind möglichst zu vermeiden. Pfirsiche, Aprikosen und Sauerkirschen können hingegen stärker zurückgeschnitten werden, damit sie neues Fruchtholz bilden. Der Erziehungsschnitt wird im Frühjahr vor der Blüte durchgeführt. Der Erhaltungsschnitt erfolgt im Sommer.
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